Eine Tinnitusbehandlung kann eine Herausforderung sein, für den Patienten und für den Therapeuten. Der Anspruch des Betroffenen ist recht einfach zu formulieren: „Bitte ausschalten.“ Aber so einfach ist das nicht. Immerhin, manchmal gelingt es. Unzählige erfolglose Versuche sind bekannt, das Leiden zu behandeln, angefangen von Ohrkerzen über Akupunktur bis zu homöopathischen Arzneien, um nur einige Wenige zu benennen.
Inzwischen wissen wir mehr über die Entstehung des Phänomens und unterscheiden zwischen akuten und chronischen Fällen. In akuten Fällen können Behandlungen, die auf eine Verbesserung der Nervenzellfunktion im Innenohr zielen, hilfreich sein. Dazu gehören rheologische Infusionen, Medikamente und HBO. Bei chronischem Tinnitus kommen diese Verfahren nicht mehr in Betracht, hier liegt das Schwergewicht auf einem Umprogrammieren der Wahrnehmung.
Am Anfang jeder Therapie stehen aber die organische Diagnose und die Einschätzung der Lautheit. Lautheit darf nicht verwechselt werden mit Lautstärke. Die Lautstärke kann man mit einem geeigneten Gerät in Phon (Schalldruckpegel) messen. Unter Lautheit versteht man eine psychoakustische Größe. Folgendes Beispiel mag zur Erläuterung dienen: Der Presslufthammer vor dem Schlafzimmerfenster kann den Schlaf genau so unmöglich machen, wie der tropfende Wasserhahn im Badezimmer.
Der nächste Schritt ist das Counseling. Dies von H. Feldmann entwickelte Verfahren erläutert dem Betroffenen konkret und in allen Einzelheiten das individuelle Problem und hat zum Ziel Verständnis zu wecken und den Patienten in die Lage zu versetzen, die nächsten theapeutischen Schritte zu verstehn, ein therapeutisches Ziel zu formulieren und Ängste abzubauen.
Zugegeben, das ist nicht in wenigen Minuten zu erreichen, aber es lohnt sich, und …wir nehmen uns Zeit dafür. Erst danach planen wir gemeinsam das Behandlungsziel und die nächsten Schritte.