SAUERSTOFFTHERAPIE HBO

Die HBO ist eine sanfte und nebenwirkungsarme Therapie. HBO steht für den Begriff hyperbare Sauerstofftherapie. Manchmal ist auch von HBO2 die Rede.

Das soll ausdrücken, dass bei diesem Verfahren medizinischer Sauerstoff ( O2 ) als Medikament benutzt wird.

Das Verfahren stammt ursprünglich aus der Tauchmedizin und wird dort seit Jahrzehnten in der Behandlung verunfallter Taucher weltweit angewandt. Anfang der 60er Jahre hat man begonnen, bei bestimmten Gesundheitsstörungen auch Patienten zu behandeln.

Die Behandlung geschieht in einer Druckkammer. Das ist ein in sich abgeschlossener Raum, in dem der Luftdruck erhöht werden kann, gewöhnlich auf einen Wert von 1,4 bar Überdruck. In Anlehnung an die Verhältnisse beim Tauchen, entspricht das einer „Tauchtiefe“ von 14 Metern. In dieser Umgebung atmet man über eine Maske eine Zeitlang medizinischen Sauerstoff. Das führt zu einer enorm erhöhten Sauerstoffkonzentration im Blut, weit mehr als unter normalen Verhältnissen möglich wäre. Auf diese Weise gelangt Sauerstoff auch in schlecht durchblutete Gewebe und Organe. HBO ist deshalb immer dort angebracht, wo Sauerstoffmangel zu einer akuten oder chronischen Erkrankung beiträgt.

In der Medizin benutzt man Sauerstoff zu therapeutischen Zwecken schon über 200 Jahre, vor allen in kritischen Lebenssituationen.

Das Problem dabei ist, dass Sauerstoff unter normalen Umgebungsbedingungen im Körper fast nur mit Hilfe der roten Blutkörperchen dorthin transportiert werden kann, wo er gebraucht wird. Die roten Blutkörperchen sind im Normalfall beinahe vollständig mit Sauerstoff besetzt. In der Blutflüssigkeit selbst (Serum) löst sich Sauerstoff nur schlecht, auch dann nur mäßig, wenn man statt Luft reinen Sauerstoff atmet.

Das ändert sich aber, wenn man den umgebenden Luftdruck erhöht, zum Beispiel in einer Druckkammer.

Unter dem erhöhten Luftdruck in der Kammer wird der Sauerstoff in enormer Menge im Serum gelöst.

Durch die erhöhte Sauerstoff Konzentration im Serum werden Gewebe und Organe, die auf Grund von Erkrankungen oder Verletzungen bisher unter Sauerstoffmangel gelitten haben, wieder versorgt. Das ermöglicht dem Organismus Reparaturvorgänge durchzuführen, die bei Sauerstoffmangel nicht möglich sind.

HBO ist angewandte Physik. Übrigens, vermindert man den Umgebungsdruck, wie zum Beispiel beim Bergsteigen, tritt Sauerstoffmangel ein, auch dann, wenn man reinen Sauerstoff atmen würde. (Für Interessierte: oberhalb ca. 8000 m reicht die Luftatmung nicht mehr aus, und bei ca. 12.000 m Höhe ist auch mit reiner Sauerstoffatmung kein Überleben mehr möglich.)

Was wird mit HBO behandelt?

Immer dann, wenn Sauerstoffmangel ursächlich oder mitverantwortlich für eine Krankheit ist, macht der Einsatz von HBO Sinn. Nach vielen Jahren weltweiter Forschung haben sich Anwendungsgebiete herauskristallisiert, die man folgendermaßen beschreibt:

Indikationen mit dringender Empfehlung für eine HBO-Behandlung

  • Taucherkrankheiten (Caisson, DCS, bubble desease)
  • Kohlenmonoxydvergiftung
  • Gasbrand
  • Luft und Gasembolien
  • Zahnextraktionen im bestrahlten Gebiet (Co-60)
  • ausgedehnte Verbrennungen

Indikationen mit Empfehlung für eine Zusatzbehandlung mit HBO

  • Akuter Hörsturz, Lärmschädigungen des Innenohres, Akuter Tinnitus
  • Otitis externa maligna (zerstörende Gehörgangsentzündung)
  • Problemwunden (in bestimmten Fällen)
  • Radionekrosen (Knochen und Weichteile)
  • gefährdete Transplantate
  • chronisch therapierefraktäre Osteomyelitis (Brustbein, Schädel)
  • Morbus Ahlbäck (Durchblutungsstörung an der Innenseite des Kniegelenks)
  • Hüftkopfnekrosen

Indikationen in Erprobung

  • Migräne
  • Cluster-Kopfschmerz
  • Borelliose
  • akute Durchblutungsstörungen der Augen

Wie wird eine HBO Behandlung durchgeführt?

Üblicherweise erfolgt eine HBO-Behandlung ambulant und nur in sehr seltenen Ausnahmefällen stationär oder teilstationär.

Zunächst stellen wir zusammen mit Ihrem Hausarzt oder dem zuständigen Gebietsarzt fest, ob eine Behandlung in Frage kommt und ob eine Behandlung durchführbar ist. Es gibt zwar nur selten eine Kontraindikation, aber bei fortgeschrittenen Lungenerkrankungen oder bei einem Krampfleiden ist eine Therapie nicht angebracht. Es folgen eine gründliche Untersuchung, die Dokumentation der Ausgangsbefunde und die Klärung der Druckkammertauglichkeit.

Die Anzahl der erforderlichen Behandlungen ist abhängig vom Krankheitsbild und kann stark variieren. Eine Kohlenmonoxid Vergiftung beispielsweise erfordert oft nur eine einzige HBO Sitzung. Ein Hörsturz benötigt 10 bis 15 Sitzungen,  fortgeschrittene Durchblutungsstörungen machen nicht selten 20 bis 30 Behandlungstage erforderlich. Wenn es um die Behandlung gestörter Sketettanteile geht, können manchmal auch noch mehr Behandlungen erforderlich werden. Das liegt am langsamen Stoffwechsel der Knochen.

Eine HBO Behandlung erfordert einen gewissen Zeitbedarf; durchschnittlich muss man mit 2 Stunden täglich rechnen, die man in der Druckkammer verbringt. Dabei entsteht ein Sauerstoffverbrauch von ca. 1200 bis 1400 Litern und ein Druckluftverbrauch von ca. 150.000 Litern.

Wir begleiten Sie beim „Abtauchen.“ Dabei wird man in der Druckkammer natürlich nicht nass, physikalisch handelt es sich aber um einen Tauchgang und deshalb spricht man vom Abtauchen. Wir helfen Ihnen dann beim Anlegen der Sauerstoffmasken und begleiten den weiteren Tauchgang persönlich. Die Kammer selbst wird nicht mit reinem Sauerstoff gefüllt, das wäre mit unnötigen Gefahren verbunden, sondern mit Druckluft.

Nach etwa 30 Minuten Sauerstoffatmung – Sie können lesen oder Musik hören, wenn Sie wollen – legen wir immer eine Pause ein, dann kann man aufstehen, etwas trinken oder essen. Sollte Sie mal ein Bedürfnis drücken, kein Problem. Die Kammer hat eine Schleuse über die man jederzeit erforderlichen Zwängen nachgehen kann.

Vor dem ersten Tauchgang machen wir Sie mit den Besonderheiten der Technik und den Verhaltensweisen in der Druckkammer vertraut.

Was kostet die Behandlung?

Für gesetzlich Versicherte besteht seit dem 10.04.2000 in Deutschland aufgrund gesundheitspolitischer Regelungen keine Möglichkeit der Kostenerstattung. Einzelfallentscheidungen kann die gesetzliche Krankenversicherung nicht genehmigen.

Patienten, die eine private Krankenversicherung abgeschlossen haben, erhalten eine Rechnung auf der Grundlage der geltenden amtlichen Gebührenordnung (GOÄ). Die Erstattung durch die Versicherung und/oder Beihilfe richtet sich in den Einzelheiten nach der jeweiligen Vertragsgestaltung. Für eine einzelne Behandlungssitzung betragen die Sachkosten ca. 150,00 €. (Stand 2014)

Besondere Fälle erfordern besondere Regelungen, sprechen Sie uns an.

Arbeitsunfälle

Kostenträger ist die zuständige Berufsgenossenschaft. Sie wird im Rahmen einer Einzelfallentscheidung prüfen, ob eine Kostenübernahme erfolgen kann. Das wird bei gegebener Indikation normalerweise positiv entschieden, zum Beispiel bei Tauchunfällen beruflich tauchender Versicherter, oder bei Rauchgas- oder Kohlenmonoxydvergiftungen, ebenso bei akuten Lärmschäden und Verletzung der Nervenzellen im Innenohr durch Knall (Knalltrauma).

Tauchunfälle

Obwohl bei Tauchunfällen – z.B. einer DCS – die Behandlung in einer Druckkammer die einzige kurative Behandlungsmöglichkeit darstellt, kann ein Sporttaucher nicht sicher mit einer Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen rechnen. Es empfiehlt sich in jedem Fall sich mit der eventuell schon bestehenden Unfallversicherung abzustimmen, oder eine spezielle Versicherung für das Sporttauchen abzuschließen, z.B. bei DAN (Divers Alert Network). Ausgenommen sind hier die berufsgenossenschaftlich Versicherten, aber nur bei einer versicherten Tätigkeit!